Weine

Unsere Weine kommen aus den Terrassen des Klingenberger Schlossbergs und des Großheubacher Bischofsbergs am fränkischen Rotweinwanderweg. Dort wird wegen der günstigen klimatischen Bedingungen schon seit Jahrhunderten Weinbau betrieben. Dessen erste urkundliche Erwähnung ist auf das 13. Jahrhundert zurückzuführen.

Die Reben wachsen hier auf Buntsandsteinböden. Diese Gesteinsformation stammt aus der Trias-Zeit und ist rund 245 Millionen Jahre alt. Der Boden verlangt der Rebe einiges ab, da Buntsandstein nicht besonders gut Wasser halten kann, er nährstoffarm und nur schwer durchwurzelbar ist. Anderseits ist der Boden gut durchlüftet, verhindert dadurch Staunässe und ermöglicht eine gute Erwärmung, was sich positiv auf die Reifung auswirkt. Die Buntsandsteinböden prägen unsere Weine. Sie sind mineralisch, kräuterig im Geschmack und besitzen ein langes Lagerpotential. 

 

Besonders hervorzuheben sind die Terrassen auf denen die Reben wachsen. Mit wenigen Ausnahmen im Sylvaner sind alle Rebzeilen querterrassiert. Die Hangneigung liegt dabei zwischen 20 % und 50 %. Das bedeutet, dass der Zugang für die Arbeit im Weinberg nur über die schmalen Weinbergstreppen erfolgen kann. Alle Gerätschaften - von dem Nagel für den Drahtrahmen über die Motorfräse zum umgraben für die Zwischenbegrünung zu den Netzen als Schutz der Trauben vor den Vögeln - alles muss in den Weinberg getragen werden. Das Gras wird mit dem Freischneider geschnitten und der Pflanzenschutz erfolgt über die Rücken- und Schlauchspritze. Vergleicht man die Arbeit in den Terrassen mit der in Flachlagen, so liegt die Arbeitszeit für einen Hektar bei ca. 2000 zu 400 Arbeitsstunden außerhalb der Erntezeit. 

Die Ausrichtung der Lagen im Klingenberger Schlossberg, als auch im Großheubacher Bischofsberg ist Süd-Süd-Ost und Süd-Süd-West auf 200 bis auf 260 Meter über N.N.. Die süd-östliche Seite ist jeweils etwas kühler und von Seitenwinden aus dem Spessart beeinflusst. Dort befindet sich der überwiegende Teil unserer Weissweinlagen. Durch die kühleren Temperaturen ist eine längere Zeitspanne zwischen der Rebblüte und dem Erntezeitpunkt möglich, so dass mehr Mineralstoffe vom Boden in die Beeren gelangen. Dies wirkt sich positiv auf die mineralisch kräutrigen Rieslinge und Sylvaner mit moderatem Alkoholgehalt aus. 

Die süd-westliche Seite liegt direkt in Richtung Main und wird etwas später von der Sonne beschienen, dafür aber bis zum Sonnenuntergang. Dadurch ist die Natur etwa zwei Wochen weiter in der Entwicklung als an der süd-östlichen Seite und ermöglicht uns eine zeitversetzte Arbeit in den Weinbergen. Zudem ergeben sich ideale Bedingungen für unsere Rotweinlagen. Im Vergleich ist der Schlossberg noch etwas steiler und trockener als der Bischofsberg. Die Zugänglichkeit ist teilweise noch schwieriger. Zudem ist der Schlossberg durch die bis zum Sonnenuntergang dauernde Sonneneinstrahlung etwas wärmer als der Bischofsberg. 


Jahrgänge

Das Jahr 2014: Viel Arbeit, wenig Ertrag - Von April bis Juni regnete es 130 Liter pro Quadratmeter, von Juli bis September 305 Liter pro Quadratmeter. Das bedeutete viel Arbeit im Weinberg, intensive Laubarbeit in der Traubenzone, um die Durchlüftung der Beeren zu erreichen und der drohenden Fäulnis vorzubeugen. Zudem haben wir in den Zeilen die Begrünung stehen gelassen, was aussah wie Kraut und Rüben (oder halt wie Biowinzer), so dass das Wasser von den Kleearten, Ringelblumen, Wildkräutern und Walderdbeeren aufgenommen wurde und nicht von den Trauben. So ein Jahr kannten wir noch nicht. Die Arbeit war enorm, der Ertrag gering, doch es hat sich gelohnt: Die Weine präsentieren sich in einer in sich ruhenden Balance, ausgeglichen zwischen Säure, Mineralität und Alkohol. 

Das Jahr 2015: Trocken und heiß - Auf einen milden Winter folgte ein kühles aber sonnenreiches trockenes Frühjahr. Im April und Mai ist fast kein Niederschlag gefallen (80% weniger als der durchschnittliche Wert der letzten 30 Jahre). Nur der Juni brachte der Natur etwas Erholung, lag aber auch mit 30% weniger Regen unter dem langjährigen Durchschnitt. Es folgte ein sehr heißer und wieder trockener Juli. Die Reben sind entsprechend "verzögert" und von Parzelle zu Parzelle unterschiedlich schnell gewachsen. Alte tiefwurzelnde Rebanlagen konnten trotz Trockenheit tiefliegende Wasserreserven nutzen, jüngere Rebstöcke mussten durch einen Rückschnitt entlastet werden. Die Beikräuter mit ihren flachen Wurzeln sind schnell vertrocknet. Eine Abkühlung folgte ab Mitte August und September, so dass wir recht entspannt der Lese entgegen blickten. Das Jahr war perfekt für eine gesunde Traubenstruktur mit stabiler Säure und schöner Ausreife des Zuckergehaltes.

Das Jahr 2016: Die Grenze des ökologischen Weinbaus - Während das Vorjahr von großer Trockenheit und Hitze geprägt war, so vielen in 2016 nach leichten Frösten im April im Frühsommer ungewöhnlich häufig Niederschläge. In der Summe fiel gar nicht so viel Regen auf die Weingärten, aber eben häufig kleinere Niederschläge in kurzen Abständen, sodass sich im Mai und Juni eine stetige Feuchtigkeit in der Laubwand festhielt. Das sind ideale Bedingungen für den Mehltau, ein Peronospora-Problem in bislang nicht bekanntem Ausmaße. Die gebildeten Blütenansätze entwickelten sich oftmals nicht zur Beere aus, da der Mehltau bereits die Blüte angegriffen hatte. So gab es bei uns große Ertragseinbußen, bis hin zu Anlagen mit einem Totalausfall. Überwiegend konnten wir nur ein Bruchteil dessen ernten, was wir in den Terrassen bisher gelesen hatten. 2016 war mit unter 20 hl/ha die kleinste Ernte. Nichtsdestotrotz waren die übrig gebliebenen Trauben geprägt von einer hohen Konzentration von Inhaltsstoffen mit sehr kleinen Beeren. Diese profitierten von dem trockenen Wetter im Spätsommer, September und Oktober. Viel Beerenhaut im Verhältnis zum Fruchtfleisch bringt Weine von exzellenter Güte hervor. 

Das Jahr 2017: Frost-Schock - Auf einen kalten Januar zu Beginn des Jahres folgten sehr warme und trockene Monate, die bis April im Schnitt sogar ca. 4 °C wärmer waren als das vieljährige Mittel. Demzufolge ist die Natur sehr früh in das Vegetationsjahr gestartet und das bringt auch immer eine Frostanfälligkeit mit sich: so geschehen Ende April 2017. Zwei Frostnächte hintereinander mit bis zu - 3,5 °C reichten aus um tatsächlich alle Triebspitzen und Blätter, die sich bis dahin ausgebildet haben, zu erfrieren. Nicht nur Kaltluft gefährdete Lagen waren betroffen, nein sogar alle Terrassenlagen! Auf einmal war alles weg und abgestorben: Ein Schock! Wie würde es weiter gehen, treiben die Reben noch einmal aus? Die Fragen stellt man sich dann als Winzer. Nach einer mehrwöchigen Starre explodierten die Weinreben nach einem warmen Mai und holten regelrecht den Verlust fast wieder auf. Natürlich fehlten einige Triebe pro Rebstock und die nachgetriebenen waren oft unfruchtbar und trugen keine Trauben. Der Ertrag würde wohl wieder sehr klein ausfallen. Der Sommer war dann auch mit vielen Niederschlägen durchzogen und ein Hagelunwetter im August setzte noch einen oben drauf! Eine frühzeitige Lese ab dem 20. August folgte. Neue Probleme mit Wespen und Bienen Fraß zwang uns zu einer selektiven schnellen Weinlese. Die Tiere fanden den Sommer über kaum Früchte im Wald, sodass sie sich in den Weinbergen bedienten. So auch unsere neuen Mitbürger: Waschbären. Regelrechte Hundertschaften fielen in unsere Sylvanerlage am Bischofsberg ein und fraßen über eine Tonne Trauben. Die Vogelnetze bringen da auch keine Abwehr. Frost, Hagel & Waschbären, alles in einem Jahr, wir waren irgendwie wie im falschen Film. Schlussendlich fielen die Weine außergewöhnlich elegant und filigran aus. Feine Aromen mit einer schönen Säure und nicht so kräftig wie zum Beispiel in 2015. Qualitativ freuen wir uns auf diese Weine!

Das Jahr 2018: Von der Sonne zu viel des Guten - Das man das sagt als Winzer ist wohl sehr ungewöhnlich. Der Klimawandel im vollen Gang, soviele Sonnenstunden in Summe wie nie, ein Hitzerekord folgt dem Nächsten. Eine Trockenheit im bedrohlichen Ausmaße. Exemplarische Monate sind der Juni mit 17 Liter weniger Regen als im vieljährigem Mittel, der Juli mit 47 Liter, der August mit 45 Liter, der Oktober mit 38 Liter und der November mit 42 Liter weniger. Ein Glück haben wir ein hohes Durchschnittsalter unser Weinreben, die tief wurzeln und so leichter an das Wasser gelangen. Junganlagen mussten aufwendig bewässert werden. Über 20.000 Liter Wasser haben wir in eine Neuanlage gefahren, dennoch haben wir hier große Trockenschäden erfahren müssen. Die Blüte ist hervorragend bei bestem Wetter verlaufen, sodass sich viele Beeren ohne nennenswerte Pilzkrankheiten entwickeln konnten. Und wieder eine sehr frühe Weinlese ab der dritten Augustwoche bis in den Oktober hinein in kurzer Hose mit einem Durchschnittsertrag von 55 hl/ha, was für unsere Verhältnisse sehr viel ist (für andere aber sehr wenig:)). Wir konnten Weingarten für Weingarten in sehr entspannter Haltung lesen, der Sonnenhut und ausreichend viel Mineralwasser waren unsere größte Sorge! Ein so homogenes hochwertiges Lesegut hatten wir bislang noch nie. Durch die frühe Lese konnten wir die Alkoholwerte in Grenzen halten und eine ausgewogene Säure erhalten. Ein sehr erfreuliches Jahr und zudem haben wir die dreijährige Umstellungszeit zum Bioweingut abgeschlossen!

Das Jahr 2019: über 40 °C wird normal sein? - Ich hoffe es nicht, aber es scheint so zu werden. Wenn man sich die Jahrgangsberichte durchliest und vergleicht, so fällt sofort auf, das kein Jahr dem anderen gleicht. Aber eine Wiederholung von 2018 mit der extremen Trockenheit fiel schnell auf. Wieder neue Extreme: auf ein Rekord Juni folgte ein Rekord Juli mit Temperaturen über 40 °C! Das war zu viel für die Beeren. Trockenschäden und Sonnenbrand wohin das Auge reicht. Keine Anlage blieb davon verschont. Abgesehen von den Portugiesertrauben haben in 2019 alle Rebsorten Trockenschäden erlitten. Nach der Verrieselung der Blüte und einem ohnehin quantitativ niedrigem Ertragsniveau, wahrscheinlich eine Art Erholungsreaktion der Reben nach 2018, sind viele Trauben regelrecht verbrannt. Eine enorm selektiv aufwendige Lese war absehbar. Keine Traube glich der anderen. Mehr oder weniger waren überall vertrocknete Trauben neben den reifen. Die vertrockneten mussten wegen der Gefahr, dass die Weine dann bitter werden, herausgetrennt werden. Ein mühevoller Vorgang der sich aber gelohnt hat. Stilistisch sind die Weine nicht so kraftvoll wie in 2018, eine sehr feine Frucht charakterisiert den 2019er Jahrgang am deutlichsten.  


Rebsorten

Sylvaner: Unser Sylvaner wächst in der Weinbergslage "Klinge" am süd-östlichen Teil des Großheubacher Bischofsberg. Diese Seite ist etwas kühler als die Ausrichtung zum Main (49° 44' 1.496" N / 9° 12' 47.646" E). 

Die 0,23 ha grosse Anlage ist teilweise längs-, teilweise querterrassiert. Die oberen Rebstöcke sind um die 55 Jahre alt, die unteren um die 35 Jahre. Das genaue Alter lässt sich bei den dicken Rebstöcken nicht genau bestimmen. 

Riesling: Der Riesling wächst ebenfalls in der "Klinge" im Großheubacher Bischofsberg (49° 44' 2.731" N / 9° 12' 46.44" E). Die Reben sind hier um die 35 Jahre alt. In der 0,11 ha grossen Anlage haben wir viel Zeit in die Bodenpflege investiert und verschiedene Kleearten, wilde Möhren und alte Grassorten eingesät. 

Spätburgunder: Die Reben wachsen ebenfalls im Großheubacher Bischofsberg, aber auf der süd-westlichen Seite Richtung Main, die etwas später aber bis zum Sonnenuntergang von der Sonne beschienen wird (49° 44' 7.674" N / 9° 11' 46.921" E). Der Anlage haben wir nach der Übernahme einer Radikalkur unterzogen: Auf einen starken Rückschnitt der Reberziehung folgte eine Kultivierung des Bodens mit der Hacke und der Einsaat von verschiedenen Kleearten. Die Reben haben sich dadurch sehr schnell erholt und profitieren von einem ökologischen Gleichgewicht. 

Portugieser: Die alte Anlage mit Portugieser aus dem Pflanzjahr 1976 haben wir seit 2015 in unserer Bewirtschaftung. Es ist eine 0,1 ha kleine Einzellage umgeben von Wald am unterem Hang des Großheubacher Bischofsberges auf der süd-westlichen Seite (49° 44' 8.164" N / 9° 11' 42.457" E). Die Trauben sind sehr klein und lockerbeerig, was für die Rebsorte sehr ungewöhnlich ist. Sie ermöglichen einen konzentrierten dichten Wein mit moderatem Alkoholgehalt.

Cuvée: Eigentlich wollten wir uns auf die "klassischen" Rebsorten beschränken und diese reinsortig ausbauen. Mit den Anlagen, die wir 2015 dazu genommen haben, "erbten" wir aber auch einige Terrassen Domina und Regent, sowie drei Zeilen Dunkelfelder. Daraus entwickelte sich die Idee einen Rotwein Cuvée herzustellen. Dabei unterscheiden sich die Jahre etwas voneinander. Die Basis stellt eine jüngere Anlage Portugieser aus dem Klingenberger Schlossberg, sowie eine etwas jüngere Anlage Spätburgunder aus dem Großheubacher Bischofsberg und unserem Hausgarten dar (49° 47' 22.11" N / 9° 10' 39.626" E). In 2015 kamen Domina, Regent und Dunkelfelder dazu. In 2016 setzt sich der Cuvée allein aus Portugieser, Spätburgunder und Domina zusammen. Dabei werden die Rebsorten getrennt nach ihrem optimalen Reifezeitpunkt gelesen und auf der Maische vergoren. Erst nach dem Abpressen kommen die Weine gemeinsam als Cuvée in das Fass. Tiefdunkel in der Farbe, mit reifem Tanningerüst und viel Trinkfluss.

Rosé: In den Jahren 2015 und 2017 haben wir zudem jeweils Rosé gekeltert. In 2015 stammte er aus einer alten Spätburgunderparzelle in Großheubach. Dieser Wein ist jedoch schon ausverkauft. Der Jahrgang 2017 hat wieder einen Rosé zugelassen, der sich aus 1/3 Portugieser und 2/3 Spätburgunder zusammensetzt (49°47'22.1"N 9°10'39.6"E).


Jahrgang 2018 und die Fassabfüllungen

Inzwischen ist der komplette Jahrgang 2018 in den Verkauf gegangen. Wir sind sehr stolz auf diese Kollektion!  Anders als in den Vorjahren fallen bei den Weinen die so genannten Fassabfüllungen auf.

Was aber hat es mit Fass 12, 15, 26 und 27 auf sich?  

 

Eigentlich hatten wir irgendwann mal vorgehabt pro Rebsorte einen Wein zu produzieren. Aufgrund der kleinen Parzellen in den unterschiedlichen Lagen in Klingenberg und Grossheubach, die wir zu verschiedenen Zeiten erworben haben und somit  entsprechend der dreijährigen Umstellungsphase zeitversetzt als Bio-Weine zertifizieren können, aber insbesondere auch wegen der besonderen Jahrgangsgegebenheiten in 2018 haben wir die Rebsorten teilweise separat ausgebaut.   

 

Der Sylvaner aus der Grossheubacher Klinge konnte mit dem Jahrgang zum ersten Mal als Bio zertifiziert werden, wohingegen der Sylvaner Fass 27 aus einem neu erworbenem Stück stammt, der sich durch eine unglaubliche Mineralität auszeichnet. Beim Riesling haben wir - völlig untypisch - mit dem Fass 26 zum ersten Mal einen fruchtsüßen Wein hergestellt. Beim Spätburgunder wurden die Trauben der "jungen" Reben getrennt ausgebaut und finden sich in Fass 12 wieder. Zudem wurden die Lagen Klingenberg und Grossheubach voneinander unterschieden. Beim Portugieser ist mit Fass 15 ebenfalls eine neu erworbene Parzelle gekennzeichnet, deren Trauben wir separat ausgebaut haben von dem als Bio zertifizierten Wein aus Grossheubach.   

 

Die Bezeichnung als Fassabfüllung trägt der Wein somit, weil er irgendwie aus der Reihe der Weingutskollektion tanzt, gleichzeitig aber auch die Typizität des Jahrgangs repräsentiert.